BERLINER SCHLOSS – HUMBOLDT-FORUM

WETTBEWERBSENTWURF,  2008 (1. Preis)
Architekt:   Prof. Franco Stella
Mitarbeiter: Arch. Michelangelo Zucchini

REALISIERUNG 
Architekt:  Prof. Franco Stella
Projektgemeinschaft:  FS HUF PG:  Franco Stella  Berliner Schloss–Humboldt-Forum Projektgemeinschaft GbR  (Franco Stella Architetto, Hilmer&Sattler-Albrecht GmbH, gmp GmbH)

Das alte Berliner Schloss war während der fünf Jahrhunderte seiner Existenz, aus politischen sowie architektonisch-urbanen Gründen das bedeutendste Bauwerk Berlins. Seit seiner Gründung 1443 bis 1918 war es die Residenz der brandeburgischen Kurfürsten, der preussischen Könige und der deutschen Kaiser; die wichtigsten Straßen und Plätze sowie die monumentalen Paläste jenes Areals, die seit dem 18. Jarhrhundert das Zentrum Berlins geworden ist, waren auf das Schloss bezogen.

 

Das neue Berliner Schloss ist eine singuläre Kombination aus Alt und Neu, wobei das Alte “wo es war und wie es war” wiederaufersteht, und das Neue “weder wo, noch wie das Alte war” entsteht. 

Die rekonstruierten Bauteile. Die Rekonstruktion der Anfangs des 18. Jahrhunderts gebauten vier barocken Schlossflügel mit ihren drei Fassaden zur Stadt und drei zum östlichen Hof  (Schlüterhof) und des Bauvolumens der gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gebauten Kuppel wurde vom deutschen Bundestag 2002 beschlossen und durch das Programm des Wettbewerbs 2008 bestätigt. Während die Rekonstruktion der Durchgänge und der Portale des westlichen Hofes (Eosanderhof) und der Fassade der Kuppel, aus meinem Entwurf hervorgeht.

Die neu entworfenen Bauteile. Der Neubau besteht aus fünf Baukörpern: vier befinden sich innerhalb des Gebäudes, auf dem  Areal des einstigen Eosanderhofes; einer ist der östliche Spreeflügel, auf dem Areal der ursprünglichen Residenz der brandenburgischen Kurfürsten.

 

Die Architektur der neuen Baukörper ist  den  Themen der architektonischen Identität und der urbanen Bedeutung des verlorenen Schlosses verpflichtet: nämlich dem Thema des Gebäudes als ‘vierflügiger Palast’, der Portale als ‘Stadttore’ (statt ‘Haustüren’), der Innenhöfe als ‘Stadtplätze’, und der  Fassade als  ’Kombination aus Mauer und Säulen’.

Damit könnte man sagen, dass  das neue Berliner Schloss ‘eine  Stadt in Form eines Palastes’ ist.

 

Das Thema ’Palast’

Der Idee des Gebäudes als einheitlicher barocker und moderner Palast  ist die Architektur des neuen Ostflügels verpflichtet.  Deswegen fügt er sich in die Kontur des von Schlüter geplanten und nicht realisierten Spreeflügels ein, der das Schloss in eine ‘Vierflügelanlage’, nach dem  Beispiel italienischer Renaissance-Paläste, umgestalten sollte. Die Fassade  ist durch  eine,  den barocken rekonstruierten Fassaden gleiche horizontale und vertikale Gliederung gekennzeichnet: Durch die Größe und di Tiefe seiner Öffnungen erinnert sie an die Loggienfassade eines  öffentlichen Palastes erinnert.

 

Das Thema ’Portal als Stadttor’

Ein Wahrzeichen des barocken Schlosses waren fünf Portale, die, wie Stadtore, die äußeren mit den inneren Plätzen – nicht direkt mit den  Innenräumen – verbanden. Sämtliche alte Schlossportale, auch die des ehemaligen Eosanderhofs, deren Rekonstruktion nicht verbindlich war, werden im neuem Schloss vollkommen  rekonstruiert. Und ein weiteres Portal inmitten des neuen Ostflügels kommt dazu.

 

Das Thema  ’Hof als Stadtplatz’

Im alten Schloss befanden sich zwei barocke Höfe,im neuen Schloss drei: der rekonstruierte und ergänzte Schlüterhof mit seinen alten Portalen, die Passage Schlossforum und die Halle Agora, die sich jeweils auf die rekonstruierten Portale des ehemaligen Eosandershofes beziehen.

 

der Schlüterhof: Einer nicht realisierten Idee Schlüters folgend, wird auch der neue Flügel durch das Motiv der Loggien in den zwei unteren Geschossen geprägt, die den theatralischen Charakter, der diesem Hof  als  einstigen Ort des Zeremoniells und künftigen Ort unterschiedlicher Veranstaltungen angemessen war und sein wird, weiterentwickeln.

 

das Schlossforum: Das Neue hat die  Form eines Kolonnadenweges zwischen den rekonstruierten Portalen II und IV, die zu allen Zeiten als die eigentliche Eingänge in das Schloss wahrgenommen wurden. Vorbild für die Architektur dieser Passage sind die Agora und das Forum der Antiken, sowie die in den Traktaten von Leon Battista Alberti oder Andrea Palladio geschilderte Piazza. 

 

die Halle Agora: Das Neue bei dieser großzügigen Eingangs- und Veranstaltungshalle sind die  Galerien auf drei Seiten und  das Alte ist das rekonstruierte Portal, das Eosander als Nachahmung eines antiken römischen Triumphsbogens entworfen hatte. Das Vorbild für die Architektur dieses Saales ist das  Theater, mit dem rekonstruierten Triumphbogen als Bühnenfront und den Galerien als Zuschauerlogen.

 

Durch die rekonstruierten Schlossportale verbinden sich die äußeren mit den inneren öffentlichen Höfen und die Stadt verschmilzt mit dem Gebäude entlang drei Achsen öffentlicher Räume. Im Erdgeschoss befinden sich zahlreiche Versammlungs- und Veranstaltungssälen, Bookshops, Restaurants und Cafés; in den oberen Geschossen die Ausstellungs- und Veranstaltungsräume der Museen der äußereuropäischen Kulturen, der  Stadt Berlin und der Humboldt Universität.

 

Das neue Schloss wird ein Palast der Welt-Kulturen mit dem Namen Humboldt Forum sein und gleichzeitig eine einzigartige Piazza im Herzen Berlins.